Samstag, 17. September 2016

Orientation Week und erste Eindrücke

Von Tokyo aus ging es mit dem Flieger nach Osaka. Dort wurden wir von Mitarbeitern unserer Uni eingesammelt und nach Kobe gebracht, wo wir die ersten zwei Tage nach der Ankunft verbrachten. Wir übernachteten im Sheraton Kobe Bay, welches natürlich ein sehr schönes Hotel war. Hier ein paar Bilder:























 Das war mein Mittagessen am ersten Tag. Extra vegetarisch für mich. Und es war so lecker!







Im Tagungsraum fand am zweiten Tag eine Einstufungstest statt und eine erste Orientierung über die Uni und das Leben in Japan.

Am zweiten Tag wurden wir abends zu unseren Wohnheimen gefahren. Ich war erst ziemlich enttäuscht, da mein Wohnheim mitten im Nirgendwo liegt. Die Stadt heißt Takarazuka und liegt ziemlich genau zwischen Kobe und Osaka. Damit liegt sie zwar zentral, fühlt sich aber trotzdem ländlich und abgelegen an. Vom Bahnhof Takarazuka läuft man ca. 15 min zum Wohnheim, und zwar mit Anstieg. Wir alle waren ziemlich genervt und spaßten wir würden im Wald bzw. in den Bergen wohnen. (Anmerkung: Nach gut zwei Wochen, in denen ich hier schon lebe, muss ich sagen, ich habe mich an die Situation gewöhnt und fange sogar an, sie sehr zu schätzen, da es eigentlich auch etwas Besonderes ist hier zu leben, da es sehr idyllisch wirkt und eigentlich ein sehr gehobener Vorort ist. In die großen Städte kann ich ja trotzdem oft fahren!). Zum Wohnheim und Takarazuka schreibe ich in einem anderen Post noch mehr.

Die darauffolgenden Woche startete die eigentliche Orientation Week. Diese war ziemlich anstrengend, da das Programm immer den ganzen Tag ging und man erstmal die ganzen neuen Eindrücke verarbeiten musste. Trotzdem wurde die Orientation Week sehr schön gemacht. Wir trafen uns mit japanischen Kommilitonen, die sich um Austauschstudenten kümmern, machten eine Campustour, erledigten Behördengänge, bekamen Informationen über Uni und Kurse uvm.

Behördengänge

Ich dachte immer, in Deutschland sei viel Bürokratie angesagt, doch ich glaube Japan toppt das noch. Obwohl ich als Austauschstudentin nur fünf Monate hier bin muss ich mich in der nationalen Krankenversicherung einschreiben, eine Rentenversicherung abschließen, meine Adresse registrieren, eine eigene Identifizierungsnummer beantragen und ein Bankkonto eröffnen. Dabei brauche ich diese ganzen Sachen doch eigentlich gar nicht. Das Schlimme ist: Man versteht die ganzen Dokumente nicht und muss trotzdem unterschreiben. Gut fühlt sich sowas nicht an.
Auch sonst ist mir aufgefallen, dass vieles sehr kompliziert ist in Japan. Wenn ich z.B. ein Fahrrad kaufen möchte, muss ich dafür einen Antrag stellen und eine Radfahrversicherung abschließen. Roller und Motorradfahren ist für Ausländer komplett untersagt. Und wer Internet auf dem Handy haben möchte ist ganz verloren...

Hier mal ein paar Bilder vom Rathaus in Takarazuka. Sieht ziemlich durcheinander und hektisch aus finde ich.

In Japan wird echt alles auf "süß" getrimmt. Sogar die Infoblätter auf der Behörde sehen so aus. Schon lustig irgendwie und kaum vorstellbar in Deutschland! Und schaut euch das Mauspad der Frau, die dort arbeitet an: ein Hello Kitty Mauspad. Und jetzt nochmal: In Deutschland wirklich nicht vorstellbar :D





Sieht kompliziert aus oder? ;)


SIM-Karte und WLAN

Ja eine SIM-Karte. Ich dachte mir, dass kann ja kein Problem sein. In Japan! Ein so hochentwickeltes Land! Vor allem habe ich in anderen asiatischen Ländern die Erfahrung gemacht, dass man sich einfach irgendwo (Bahnhof, Flughafen, sonstige Geschäfte) eine SIM-Karte kauft, in das Handy steckt und los geht's. In Japan ist das alles sehr viel komplizierter. Ich brauchte zwei Wochen, um endlich eine SIM-Karte zu kaufen und Internet benutzen zu können! Ich fragte in den ersten Tagen bei Mobilfunkanbietern nach einer SIM-Karte, bis sich herausstellte, das sowas nicht vorgesehen ist für Ausländer. Man muss mindestens zwei Jahre in Japan sein, um eine SIM-Karte kaufen zu dürfen. Ich musste also eine "Reise-SIM-Karte" kaufen. Doch die gibt es auch nur an wenigen Orten. In den kleinen Städten schon mal gar nicht. Dann muss man noch darauf achten, dass diese SIM-Karte mit dem Telefon kompatibel ist. Und als ich endlich nach langer Suche, eine solche SIM-Karte gefunden habe, wartete noch jede Menge Registrierungen auf mich. Online. Auf dem Handy. Viele viele Einstellungen. Sachen, von denen ich noch nie vorher gehört habe! Warum auch einfach, wenn es kompliziert geht.
Man könnte ja meinen, wenn man keine SIM-Karte hat, wählt man sich einfach in die WLAN-Netzwerke in Geschäften, Cafés und Co. ein. Doch in Japan? Fehlanzeige. Hier gibt es NIRGENDS WLAN. Und wenn ich sage nirgends, dann meine ich das so. Ich verstehe das nicht. Selbst in ärmeren Ländern wie Kambodscha gab es fast überall WLAN. Also musste ich fast zwei Wochen ohne Internet auskommen. Das war super nervig und hat die Nerven aller Austauschstudenten ziemlich strapaziert.
Auch für das Uni-WLAN-Netzwerk musste ich erst einen Antrag stellen, einige Tage warten und jede Menge Einstellungen auf meinen Geräten vornehmen, von denen ich auch vorher nicht wusste, dass sie existieren.
Für einen Adapter für die japanischen Steckdosen musste ich übrigens auch in drei Läden in drei verschiedenen Städten gehen, bis ich etwas Passendes gefunden habe. Ich konnte also auch meinen PC fast zwei Wochen nicht benutzen.


Fazit: Ich habe keine Ahnung wieso, aber alles scheint hier sehr kompliziert zu sein. Und ich habe mich oft etwas verloren gefühlt, vor allem weil hier niemand Englisch kann. So schlecht hatte ich die englischen Sprachkenntnisse der Japaner gar nicht in Erinnerung. Ich kann zwar etwas Japanisch, aber nicht gut genug, um eine Krankenversicherung abzuschließen oder mich über die Proxy-Einstellungen meines Handys zu unterhalten. Da merke ich mal wieder, dass Japan die homogenste Gesellschaft der Welt ist. Es gibt einfach fast keine Ausländer hier. Also warum sollte man Englisch sprechen können?

So, ich hoffe einfach mal, dass ich das Schlimmste hinter mir habe und keine komplizierten Angelegenheiten mehr auf mich warten!

Neben all den Strapazen war es trotzdem eine tolle Woche. Hier ein paar Eindrücke:

Pancake Café in Takarazuka



Matcha und Rote Bohnen Pancake für mich- war klar ;)


Besuch in Izakayas
Es handelt sich hierbei um japanische Bars mit einem riesigen Snackangebot. Sie unterscheiden sich doch sehr von westlichen Bar und ich liebe sie einfach, weil die Atmosphäre einfach richtig (traditionell) japanisch ist.

In Takarazuka:

    



In Nishinomiya:

      




Alle Speisekarten sehen in Japan sehr bunt aus und jedes Gericht ist mit Bild versehen. Vor allem wenn man nicht alles auf Japanisch versteht, sehr hilfreich!


Halloween

Bei uns geht es im September mit Lebkuchen und Weihnachtsdeko los, in Japan mit Halloween. Es scheint hier richtig groß zu sein. Sie dekorieren wie die Weltmeister und sogar viele Produkte kommen nun im Halloween-Design daher. Total schön, ich freue mich immer, wenn ich sowas entdecke!








         
100 Yen Shop
Hier gibt es alles, was das Herz begehrt: und zwar günstig und in guter Qualität. (Anders als in Deutschland, da meide ich Tedi und Co.)




Die Japaner sind so lustig, sie wissen, was die Leute wirklich brauchen: Hello Kitty Klarsichtfolie, Hello Kitty Frühstücksbeutel oder Hello Kitty Schuheinlagen. :D





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